Fatima und Russland
13. Dezember 1989
Von einem jungen behinderten Mann, der regelmŠ§ig an unseren
Fatima-SŸhnemessen teilnimmt und in diesen Tagen 40 Jahre alt wird, ist mir fŸr
den heutigen Fatimatag, den 13. Dezember 1989, ein Predigtthema nahegelegt worden;
das sich heute gewisserma§en unwillkŸrlich nahelegt, nŠmlich das Thema Fatima
und Russland.
Es ist ja allgemein bekannt: Im gleichen Jahr 1917 hat sich
im Šu§ersten Westen Europas und im Šu§ersten Osten Europas etwas sehr GegensŠtzliches
ereignet:
Im kleinen portugiesischen Ort Fatima im Šu§ersten Westen
Europas erschien die seligste Jungfrau Maria jeweils am 13. Des Monats von Mai
bis Oktober drei Hirtenkindern mit wichtigen Botschaften. In Russland, im
Šu§ersten Osten Europas wurde von Mai bis Oktober 1917 die alles umstŸrzende
Oktoberrevolution vorbereitet, durch die nach dem Mord an der Zarenfamilie der
gottlose Kommunismus an die Macht kam, der sofort darauf ausging, in Russland
und dann programmgemŠ§ in der ganzen Welt den Gottesglauben auszurotten und die
Kirche Jesu Christi mit Gewalt und Terror zu vernichten und ihr mit den Waffen
des Geistes noch mehr aber mit materiellen
Waffen den Garaus zu machen.
In Fatima aber forderte Maria zur †berwindung der
furchtbaren Gefahr fŸr Glaube und Kirche nicht den Einsatz kriegerischer
Waffen, sondern nur Bekehrung, Bu§e und Gebet, vor allem das Rosenkranzgebet.
FŸr den Fall, dass die Christen diese Forderung befolgen, sagte die
Gottesmutter in Fatima voraus: ãAm Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren,
der Hl. Vater wird mir Russland weihen; das sich bekehren wird, und eine Zeit
des Friedens wird der Welt geschenkt werden.Ò
Es hat nun in den zurŸckliegenden Jahren und Jahrzehnten
viel Glauben gebraucht, um diese Weissagung und deren ErfŸllung fŸr mšglich zu
halten, denn es sah die Jahrzehnte herauf ganz anders aus. Alles sah vielmehr
danach aus, dass der die ganze Welt erobernde Bolschewismus mit seiner
UnterdrŸckung aller Freiheit, mit seinen Methoden des Terrors, der Folter und
der Kerkerhaft und des Mordens in seinem Kampf gegen den Gottesglauben und
gegen die Kirche tatsŠchlich bald sein Ziel erreicht haben werde. Von Lenin
angefangen, der den Gottesglauben und jede Religion als Opium fŸr das Volk
verleumdete und von Stalin, dem bluttriefenden, grausamen Tyrannen angefangen,
meinten doch alle ihre Nachfolger als GeneralsekretŠre der Kommunistischen Partei
Russlands bis hin zu Gorbatschow, sie kšnnten mit der Knechtung der Freiheit
und durch UnterdrŸckung den Gottesglauben ausrotten.
Hatte doch einer der wichtigsten Programmpunkte des
Bolschewismus von Anfang an gelautet: Radikaler Kampf gegen jede Religion!
Der bulgarische KommunistenfŸhrer Dimitrow hat zu einer
Propagandaschrift der Gottlosenbewegung, die in 7 Millionen Exemplaren
verbreitet wurde, das Vorwort geschrieben. Darin bezeichnete er alle
Religionen, besonders aber die christliche, als schlimmsten Feind des
Kommunismus. Alle Religionen – so schrieb er – mŸssen restlos
vernichtet werden. In diesem Kampf genŸgen Reden und BŸcher nicht; auch die
Waffen mŸssen gegen die Religion eingesetzt werden. Dann hei§t es wšrtlich:
ãMan macht uns den Vorwurf, dass wir Klšster und Kirchen niederrei§en.
Diese VorwŸrfe dŸrfen uns nicht
weich machen; denn es kommt nicht auf ein paar vernichtete Kirchen an, wenn
eine neue Kommunistische Welt erstehen soll. Auf den TrŸmmern der alten Welt
baut der Kommunismus den wahren Sozialismus auf ...Ò
Der FŸhrer der russischen Gottlosenbewegung Jaroslowsky
erlie§ an seine Helfershelfer einen Aufruf, in welchem es gehei§en hat: ãWir
wollen alle Kirchen der ganzen Welt in einem ungeheuren Flammenmeer entzŸnden.
Unsere Gottlosenbewegung ist eine riesige Macht geworden, die alles Religišse
ausrottet. Wir mŸssen aber unsere Bewegung noch verstŠrken: Die Gottesdiener
aller Konfessionen sollen es wissen, dass kein Gott, kein Engel, kein Heiliger
und auch kein Gebet sie vor dem Untergang retten kann.Ò
Ach, wie viel Blut und wie viele TrŠnen sind doch bei
unseren verfolgten GlaubensbrŸdern und Glaubensschwestern, bei den Bischšfen, Priestern
und glŠubigen Laien in den kommunistisch beherrschten LŠndern vergossen worden,
wie viel grausame Folter und jahrzehntelange bittere Kerkerhaft in GefŠngnissen
und Straflagern, schmerzliche UnterdrŸckung und Vernichtung edelster Menschen
gab es in den letzten Jahrzehnten, nur weil glŠubige Menschen dem
Gottesglauben, Christus, dem Kšnig und seiner Kirche die Treue hielten ... Wer
gab ihnen die Kraft zum Durchhalten? Es war ganz besonders das grenzenlose
Vertrauen in Maria, die Mutter der Kirche, die Hilfe der Christen, die
Rosenkranzkšnigin, die angekŸndigt hatte: ãZuletzt wird mein Unbeflecktes Herz
triumphieren.Ò
Als Papst Paul VI. am 50. Jahrestag der Erscheinungen
Mariens in Fatima, am 25. Jahrestag der Weltweihe an das Unbefleckte Herz
Mariens – 1967 – in Fatima weilte, sagte er in seiner gro§en
Ansprache u.a.: ãZusammen wollen wir uns als Kinder einer Familie ganz eng um
die himmlische Mutter scharen, um teilnehmen zu dŸrfen am hl. Opfer und um
innig verbunden zu bleiben in einer heilbringenden Gemeinschaft mit Christus,
unserem Herrn und Heiland ...
In dieser Stunde schlie§en wir alle ein, die ganze
Menschheit, alle StaatsmŠnner und alle Všlker der Erde ... Wir wollen beten,
dass der Gottesglaube und die Gottesverehrung jetzt und immer den ersten Platz
in der Welt einnimmt, dass Gottes Gesetze das Gewissen und die Sitten der
Menschen von heute formen: Denn der Glaube ist das hšchste Licht der
Menschheit: Diese Licht darf nicht ausgelšscht werden in den Herzen der
Menschen, es muss vielmehr neu belebt werden durch die Antriebe, die ihm aus
der Wissenschaft und dem Fortschritt zukommen.
Lasst uns in dieser Stunde vor allem jener LŠnder gedenken,
denen die Religionsfreiheit praktisch total unterdrŸckt wird und wo die
Gottesleugnung in jeder Weise gefšrdert weif, also ob sie die Wahrheit der
neuen Zeit wŠre und eine Befreiung fŸr die Všlker bedeuten wŸrde: wir beten fŸr
diese LŠnder: wir beten fŸr unsere GlaubensbrŸder und -schwestern in jenen Nationen, dass
Gottes innere Kraft sie stŸtze und halt und dass ihnen die wahre und
bŸrgerliche Freiheit wiedergegeben werde...
Alles scheint diese Welt zur BrŸderlichkeit und zur Einheit
hinzudrŠngen. Stattdessen aber brechen im Scho§ der Menschheit neue und andauernde Konflikte aus, da
die Menschheit unter der Bedrohung durch furchtbarste Todeswaffen steht ... Deswegen ist die Welt in Šu§erster
Gefahr. Deswegen sind wir zu den FŸ§en der Kšnigin des Friedens hergeeilt, um
von ihr die Gabe des Friedens zu erflehen, den nur Gott allein geben kann...
ãIhr Sšhne und Tšchter, und alle, die ihr uns zuhšrt, seht
doch, wie sich das Bild der Welt und ihres Geschicks ungeheuer dramatisch
verfinstert hat. Es ist das erschreckende Bild, das die Gottesmutter hier in
Fatima gezeigt hat, worauf sie dann so eindringlich ihre Mahnung zu Gebet und
Bu§e aussprach ...Ò
War das etwa ein Hinweis des Papstes auf das sogenannte 3.
Geheimnis von Fatima? So viele mšchten unbedingt seinen Inhalt wissen. Ist das
notwendig? Haben wir nicht alle das erlebt, was der Inhalt des 3. Geheimnisses
von Fatima war: grausamste Verfolgung der Christen in den kommunistisch
regierten LŠndern.
Vor mir liegt ein Hirtenbrief des Erzbischofs von Kšln,
Kardinal Joseph Hšffner vom 23. Mai 1976. Es ist gut, sich jetzt bei dem ganz
unerwarteten Umschwung im Osten Europas diesen Hirtenbrief noch einmal
anzuhšren und sich die grausame Verfolgung des christlichen Glaubens der Kirche
und der Christen in Erinnerung zu rufen: Kardinal Hšffner schreibt da
folgendes:
ã... Ich will in diesem, Hirtenwort nicht von der Missachtung
der MenschenwŸrde allgemein, sondern von der Verfolgung der Christen reden.
Papst Paul VI. sprach vom Drama der treue zu Christus? Zahlreiche GlŠubige
wŸrden nur weil sie Christen, weil sie Katholiken sind, mit Gewalt systematisch
unterdrŸckt, ihrer Rechte beraubt, verfolgt, bedroht und ausgesto§en.
Die Gegner der Religion, so erklŠrt das Zweite Vatikanische
Konzil, bekŠmpfen, wo sie zur staatlichen Macht kommen, die Religion heftig und
breiten den Atheismus aus, auch unter Verwendung — vor allem in der
Erziehung der Jugend — jener Mittel der Pression, die der šffentlichen
Gewalt zur VerfŸgung stehen.
In China werden die Christen in furchtbarer Weise verfolgt
und in den Untergrund gedrŠngt. Besonders grausam wŸtet die Christenverfolgung
in Albanien. Die meisten Kirchen und Moscheen sind abgerissen oder
zweckentfremdet. Im Jahre 1972 wurde der katholische Priester Stephan Kurti
erschossen, weil er im Konzentrationslager ein Kind taufte, worum ihn die
Mutter gebeten hatte. In ganz Albanien lebten 1973 noch 14 katholische
Priester, von denen sich alle bis auf einen in Konzentrationslagern befanden.
Im Entwurf zu einer neuen albanischen Verfassung, welche die seit dem 14. MŠrz
1946 geltende ablšsen soll, wird jeder Religion die Anerkennung versagt.
Im kommunistischen Osteuropa ist die Lage zwar von Land zu
Land verschieden; aber Ÿberall werden die Christen, mšgen es nun Orthodoxe,
Unierte, Protestanten oder Katholiken sein, verfolgt und unterdrŸckt. Besonders
schlimm wŸtet der Terror seit dem Ende des Prager FrŸhlings in der
Tschechoslowakei, wo das pastorale Wirken der Kirche durch schikanšse
Verwaltungsakte immer mehr gedrosselt wird. Auch in Ungarn leidet die Kirche
unter dem Druck des Regimes.
Selbst in Polen, wo die ŸberwŠltigende Mehrheit des Volkes treu
am katholischen Glauben festhŠlt und wo die Priester- und Ordensberufe so
zahlreich sind, wie kaum in einem anderen Lande der Welt, wird die Kirche von
den kommunistischen Behšrden hart bedrŠngt. Der Primas von Polen, Kardinal
Wyszinski, erklŠrte vor Zehntausenden von Katholiken, es sei unglaublich, dass
der Staat ein politisches Kampfprogramm gegen die Kirche aufstelle und seine
Macht mobilisiere, um die Religion zu vernichten. Ich bete fŸr jene, so fuhr er
fort, die BrutalitŠt und RŸcksichtslosigkeit gezeigt haben. Herr vergib ihnen;
denn sie wissen nicht, was sie tun.
Unter schweren Druck steht die Kirche in Nordkorea und in
SŸd- und Nordvietnam. In Kambodscha und Laos wurde sie fast všllig vernichtet.
Die katholischen Priester wurden ermordet oder ausgewiesen. Schweren Schikanen
ist die Kirche auch in einigen Staaten Afrikas ausgesetzt. Die ZustŠnde in der
DDR sind bekannt. Im April 1976 wies der evangelische Landesbischof D. Albrecht
Schšnherr tief besorgt auf die Absicht der den Staat beherrschenden SED hin,
den Atheismus fŸr alle BŸrger durchzusetzen. Damit wŠre, so fuhr der Bischof
fort, die Gewissens-und Glaubensfreiheit fŸr alle diejenigen BŸrger nicht mehr
eindeutig garantiert, die sich nicht an die Weltanschauung des
Marxismus-Leninismus binden kšnnen. Christlichen Eltern werde hŠufig
nahegelegt, die Kinder um ihrer Zukunftsaussichten willen, vom kirchlichen
Unterricht abzumelden.
Vorbild und Schrittmacher der Christenverfolgung ist seit
sechzig Jahren die Sowjetunion. Der GrŸnder der Sowjetunion, Lenin, hat die
Marxsche Formel von der Religion als dem Opium des Volkes umgeprŠgt in das
Wort: Religion ist Fusel — schlechter Schnaps.
Mit dem Gottesglauben mache man das Volk auf das eifrigste
stumpf-sinnig. Wer an Gott glaube, bespeie sich selbst auf Ÿbelste Art. Lenin
betrachtet alle Kirchen und religišsen Einrichtungen als Helfershelfer der
Reaktion, als Instrument der Sklavenhalter, Feudalherren und Kapitalisten, als
Teil ihres ideologischen †berbaues.
Der Kampf gegen die Religion ist dem atheistischen Marxismus
wesenseigen. Seit 1917 sind Zehntausende von Priestern, Ordensleuten und
GlŠubigen um ihres Glaubens willen in der Sowjetunion umgebracht worden. Von
den 79 767 orthodoxen Kirchen und Kapellen, die man 1914 in Russland zŠhlte,
gab es 1973 noch 7500. In der Gro§stadt Moskau sind noch 26 orthodoxe Kirchen
gešffnet. Sie werden den Touristen gezeigt. Von den 57 Priesterseminaren der
orthodoxen Kirche sind heute noch drei Ÿbriggeblieben. Von den zahlreichen
katholischen Priesterseminaren in Russland, Estland, Livland und Litauen vor
dem Ersten Weltkrieg existiert nur noch ein einziges in Litauen. Es ist
bezeichnend, dass jene Staaten, die das Christentum verfolgen, nicht angeben,
wie viele Priester und GlŠubige umgebracht worden sind, wie viele in den
GefŠngnissen und psychiatrischen Sonderanstalten festgehalten werden, wie viele
in der Verbannung leben, wie viele Kirchen abgebrochen oder geschlossen worden
sind, wie vielen jungen MŠnnern, die Priester werden wollen, der Eintritt ins
Priesterseminar verwehrt wird. Unrecht und LŸge scheuen das Licht. BrŸder und
Schwestern! Sie werden fragen: Was kšnnen wir tun? Sind wir nicht ohnmŠchtig?
Helfen Sie mit, šffentliche Meinung zu bilden. Nennen Sie
Christenverfolgung Christenverfolgung, Unrecht Unrecht, Gewalt Gewalt. Die
šffentliche Meinung ist auch den Christenverfolgern gegenŸber nicht ohne
Bedeutung.
Im Jahre 1974 hat die Ršmische Bischofssynode, an der mehr
als zwei-hundert Bischšfe aus allen Teilen der Welt teilgenommen haben, die in
vielen LŠndern der Welt wŸtende Christenverfolgung offen beim Namen genannt. Es
wurde auf der Synode gegen die in diesen Staaten Ÿbliche ideologische und
religišse UnterdrŸckung protestiert, worŸber man in der westlichen Welt leider
oft aus Furcht vor der šffentlichen Meinung schweige. Ein Bischof aus einem
kommunistischen Land erklŠrte, die Christen mŸssten in Furcht und Verborgenheit
leben. Die kommunistische Propaganda versuche zwar, durch servile
Organisationen die Meinung zu verbreiten, 'dass der kommunistische Staat nicht
gegen die Religion kŠmpfe', wobei ihn auch Helfershelfer in der westlichen Welt
unterstŸtzten.
Wir bewundern den Mut jener Frauen und MŠnner, die im
kommunistischen Machtbereich leben und es wagen, šffentlich gegen ihre
UnterdrŸckung aufzutreten. Im Februar 1972 richteten die Katholiken Litauens an
den GeneralsekretŠr der KPdSU, Leonid Iljitsch Breschnew, ein Schreiben, das 17
054 Unterschriften trŠgt. 'Wir Katholiken Litauens', so heisst
es in diesem Brief, 'bedauern schmerzlich, dass in unserem Volk die
Gewissensfreiheit der GlŠubigen bis zum heutigen Tage eingeschrŠnkt bleibt und
die Kirche verfolgt wird. Die Bischšfe J. Steponavicius und V. Sladkevicius
werden seit mehr als zehn Jahren ohne Gerichtsurteil schuldlos in einer
unbefristeten Verbannung festgehalten.' Zwei unserer Priester wurden ins
GefŠngnis geworfen, 'weil sie auf Wunsch der Eltern und in ErfŸllung ihrer
priesterlichen Pflicht Kindern die GrundsŠtze des katholischen Glaubens
erlŠuterten und ihnen halfen, sich auf die Erste Kommunion vorzubereiten'.
In den ersten christlichen Jahrhunderten sind viele MŠrtyrer
fŸr Christus gestorben. Der ršmische Schriftsteller Tacitus spricht von einer
'ungeheuren Zahl'. Aber in keinem Jahrhundert seit Christi Geburt ist so viel
MŠrtyrerblut geflossen wie im aufgeklŠrten, unaufhšrlich von Fortschritt und
HumanitŠt redenden 20. Jahrhundert.
Auch sind seit zweitausend Jahren in keinem Jahrhundert so
viele Menschen umgebracht worden wie in unserem emanzipierten Jahrhundert. Ich
erinnere an die beiden Weltkriege, an die Judenausrottung, an Rassen- und
BŸrgerkriege, an Gewalttaten und Terrorakte in aller Welt, an die Tštung des
ungeborenen Lebens. Das Menschenleben steht nicht hoch im Rang. Die
Menschenrechte werden in mehr als hundert Staaten mit FŸssen getreten.
Von den MitbrŸdern, die zusammen mit mir am 30. Oktober 1932
zu Priestern geweiht worden sind, war der eine seines Glaubens wegen 15 Jahre,
der andere 16 Jahre im Zuchthaus gewesen. Ein Studienfreund von mir, Kardinal
Stepinac, musste GefŠngnis und Verbannung erdulden. Mir persšnlich gut bekannte
Glaubenszeugen, die KardinŠle Beran, Trochta, Mindszenty, Slipyi und Wyszynski,
haben einen gro§en Teil ihres Bischofslebens in Konzentrationslagern und
GefŠngnissen zugebracht in tiefster innerer und Šu§erer Ohnmacht.
Schlie§en wir die verfolgten Christen und ihre Verfolger in
unser Gebet ein. Wir beten auch, dass unter ihren Verfolgern aus einem Saulus
ein Paulus werde.È
+ JOSEPH CARD. H…FFNER
Und nun auf einmal, innerhalb weniger Wochen, die všllig
verŠnderte Situation im Osten
Europas, wie sie etwa bildhaft am stŠrksten und greifbarsten zum Ausdruck kam,
als am 13. Oktober 1989, wohlgemerkt exakt am 13. Oktober, zum ersten Mal
wieder nach 72 Jahren grausamster Verfolgung der christlichen Religion im Kreml
ein Gottesdienst, eine feierliche Messe, gefeiert werden durfte. Dazu kommen die
ergreifenden Bilder, die im Fernsehen
zu sehen waren: Gorbatschow, der erste FŸhrer der kommunistischen Welt
im Vatikan beim Papst, dem er mit gro§er Hochachtung begegnete und dem er die
gewissenhafte Einhaltung der Religionsfreiheit durch ein eigenes Gesetz, das
erlassen werde, versprach. Und das 1. Deutsche Fernsehen ŸbertrŠgt am kommenden
Hl. Abend einen katholischen Gottesdienst aus der Bischofskirche der Hauptstadt
Litauens Wilna. Dabei war diese Kathedrale bis vor
kurzem von den kommunistischen Machthabern in ein Gottlosenmuseum umgewandelt
worden.
Woher kam diese historische Wende zu friedlicher Toleranz in
Russland, dann auch in den anderen kommunistisch regierten LŠndern Europas: in
Polen, in Ungarn, in der DDR und zuletzt auch in der CSSR? Gehen dieser
Umschwung und diese Wende nur auf die Protestkundgebungen der Volksmassen gegen
das verhasste kommunistische Regime zurŸck? Oder steckt nur das ansteckende
Beispiel Gorbatschows mit seiner Idee von Perestroika und Glasnost dahinter? All das hat sicher zur erfolgten Wende
mit beigetragen. Aber dahinter
steckt sicher auch noch etwas ganz anderes; nŠmlich die wunderbare gšttliche
Vorsehung, die sich des sowjetischen staats- und Parteichefs Michail
Gorbatschows und vieler anderer Menschen bedient und dabei vor allem die vielen
Gebete und Bu§werke derer berŸcksichtigt, die auf die Botschaft von Fatima
gehorcht haben und sie erst genommen haben.
Bei allen erfreulichen politischen VerŠnderungen in den
bisher kommunistisch regierten LŠndern des Ostens Europas dŸrfen wir aber ja
nicht Ÿbersehen, dass noch lange nicht alles so ist, wie es einer echten Religionsfreiheit
entspricht; und zwar so, dass von einem Triumph des Unbefleckten Herzens MariŠ
die Rede sein kšnnte. Wir mŸssen vielmehr jetzt erst recht mit einem wahren Gebetssturm
auf die Ereignisse im Osten reagieren, um die Bekehrung Russlands und der Ÿbrigen
Všlker des Ostens zu erreiche.
Weihbischof Kurt Krenn hat kŸrzlich bei einer Fatimafeier in
Wien gesagt: ãWer in diesen Tagen nicht an das walten der gšttlichen Vorsehung
glaubt und nicht betet, der wird sich schwer tun um die OberflŠche der
Ereignisse zu durchdringen und nachdenklich und dankbar zu werden... Wer
hingegen durch viele Jahre im Sinn der Botschaft von Fatima gebetet, geopfert
und dementsprechend gelebt hat, der hat schon lange das GŸtige und weise wirken
Gottes in der Geschichte der Menschheit erkannt.Ò
Ja, so ist es. Wir sollten aber –wie ich schon sagte
– jetzt erst recht weiterbeten und weiteropfern, um die volle Bekehrung
der ma§geblichen Menschen zu erreichen. Mit dem Gorbi-, Gorbi-schreien in
BegeisterungsstŸrmen gegenŸber diesem von seiner glŠubig frommen und kirchlich
praktizierenden Mutter getauften Politiker ist es nicht getan, wir sollten fŸr
diesen Mann der Vorsehung viel beten, ebenso fŸr jene, die nun in Polen, in
Ungarn, in der DDR und in der CSSR das Schicksal dieser Všlker zu lenken haben.
Ja, beten um die Bekehrung der Kommunisten ... Und danken,
ja, danken jenen GlaubensbrŸdern und –schwestern, die so lange in der
UnterdrŸckung, Knechtung und Freiheitsberaubung ausgeharrt und durchgehalten
haben in einem geheimnisvollen Lastenausgleich fŸr uns, die wir im freien
Westen das Geschenk des wahren Glaubens gar nicht mehr echt zu schŠtzen wussten
und dabei immer lauer und gleichgŸltiger geworden sind.
Beten wir ganz besonders auch darum, dass den bisher so
geknechteten Všlkern Osteuropas auch wieder geistliche Berufe im Priester- und
Ordensstand geschenkt werden, wo doch bisher 40 Jahre lang die Priesterseminare
weithin leer blieben – wenn sie nicht Ÿberhaupt všllig aufgelšst worden
waren, die Orden aber fast všllig verboten waren und darum auch keine
Ordensberufungen mšglich waren.
Zeigen wir uns in diesen adventlichen Tagen auch in
finanzieller Hinsicht gro§mŸtig, etwa der Ostpriesterhilfe des Speckpaters
Werenfried van Straaten gegenŸber, damit wieder aufgebaut werden kann, was in
den Zeiten der Verfolgung niedergerissen und zerstšrt worden ist. Vor allem
aber wollen wir weiter an die Macht des Unbefleckten Herzens MariŠ glauben und
darauf vertrauen.
Am 13. Juli 1917 hat Maria das nahe Ende des I. Weltkriegs
angekŸndigt, aber schon auf die GrŠuel des II. Weltkrieges mit den Worten
hingewiesen: ãDer Weltkrieg geht schon seinem Ende entgegen, aber wenn man
nicht aufhšrt, den Herrn zu beleidigen, wird nicht lange Zeit vergehen, bis ein
neuer, noch schlimmerer Weltkrieg beginnt; es wird wŠhrend der Regierung PiusÔ
XI. geschehen. Wenn ihr dann eines Nachts ein unbekanntes Licht sehen werdet,
so wisset, es ist das Zeichen von Gott, dass die Bestrafung der Welt fŸr ihre
vielen Verbrechen ist: Krieg, Hungersnot und Verfolgung der Kirche und des Hl.
Vaters: Um das zu verhindern, will ich bitten, Russland meinem Unbefleckten
Herzen zu weihen und die SŸhnekommunion am 1. Samstag des Monats einzufŸhren.
Wenn man meine Bitten erfŸllt, wird Russland sich bekehren, und es wird Friede
sein. Wenn nicht, so wird Russland seine IrrtŸmer in der ganzen Welt
verbreiten, Kriege und Verfolgung der Kirche hervorrufen; die Guten werden
gemartert werden, der Hl. Vater wird viel zu leiden haben; mehrere Nationen
werden vernichtet werden... Am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz
triumphieren, der Hl. Vater wird mir Russland, das sich bekehren wird, weihen
und der Welt wird einige Zeit des Friedens geschenkt werden: ãHelfen wir mit
durch unser Beten und Opfern und unsere tŠglich notwendige Bekehrung, dass der Triumph
des Unbefleckten Herzens kommt.